Nähmaschinennadeln

Früher gab es eine, maximal zwei Nähmaschinennadel…eine für gewebte Stoffe, eine vielleicht für dehnbare Gewebe.
Angesichts der verwirrenden Vielzahl der heute im Handel befindlichen Nadeln war früher alles besser…oder vielleicht doch nicht?
Denn heutzutage sind in den Nähbereich ja auch deutlich mehr Gewebe eingezogen, die andere Anforderungen an die Nadel stellen und auf die die Nähmaschinennadeln abgestimmt wurden.
Manche Nadel dient vielleicht auch nur optischen Zwecken, um die Naht hübscher erscheinen zu lassen.

Grund genug einmal Licht in den Nadeldschungel zu bringen…

(wir danken dem Nähpark für die freundliche Bereitstellung dieses Nadelsortimentes)

Sicherlich muss man sich nicht gleich zu Beginn eine solch‘ stattliche Sammlung an Nadeln zulegen, aber ein kleines Sortiment parat zu haben führt doch meist zu größerer Nähfreude. Denn grundsätzlich gilt: Die Nadel sollte zum Stoff passen!

 

 

Für den Anfang reicht sicherlich ein gut gemischtes Paket Universal-Nadeln in verschiedenen Stärken. Damit lassen sich viele Baumwollstoffe gut nähen. Wichtig ist jedoch:
Die Dicke der Nadel sollte zur Dicke des Stoffes passen.
D.h. je dicker der Stoff, desto dicker die Nadel, also eine 70er Nadel für feine Stoffe verwenden, eine 110er Nadel nur für grobe dicke Stoffe.

Die Universalnadeln haben eine leicht verrundete Spitze, so dringen sie problemlos in viele Gewebe ein.

 

Ziehen Jersey und andere dehnbare Stoffe ins Nähzimmer ein, so sind Jersey-Nadeln eine gute Investition. Meist findet man sie im Handel unter  der Bezeichnung Jerseynadel SUK oder Ballpoint…was schon einen Hinweis auf die Verarbeitung der Nadelspitze hindeutet. Diese besitzen nämlich im Vergleich zu den Universalnadeln eine stark abgerundete Spitze. Dadurch werden die Stofffasern beim Einstechen verdrängt und nicht durchstochen, was bei feinen Strickstoffen zu Laufmaschen führen könnte.
Auch sollte man die Nadeldicke den Stoffen anpassen, eine kleine Zahl ist für fein gewirkte Strickstoffe, Nadeln der Stärke 100 sind eher für grobes Gestrick.
 

Auch wenn man es nicht vermutet, zwischen Jersey und Stretchnadeln gibt es einen Unterschied.

Zwar ist Jersey auch in gewisser Weise „stretchig“, aber Stretch-Nadeln sind noch mehr auf das Vernähen von hochelastischen Stoffen ausgelegt. Sie haben eine spezielle Form, d.h.  eine mittlere Kugelspitze, eine spezielle Öhrpartie und eine Hohlkehlform, die Fehlstiche in hochelastischen Stoffen vermeidet. Dazu zählen insbesondere: Lycra (Badeanzüge), Fleece und Viskosejersey

 

Mit dem Einzug speziell ausgerüsteter Gewebe in die Nähwelt werden wieder neue Anforderungen an die Nadel gestellt. Da wo eine besonders spitze, schlanke Spitze zum leichten Eindringen in sehr feine oder dicht gewebte Materialien benötigt wird, greift man zur Microtex-Nadel.

Sie bildet besonders gerade Stiche beim Absteppen von Kanten und ist gut geeignet für Seide, Mircofasergewebe (z.B. Softshell), beschichtete Materialien (Wachstuch), Folien und Kunstleder.

 

Mit einer speziellen, geschliffenen Dreikantschneidspitze sticht die Leder-Nadel feine Löcher in das Leder und führt so den Faden hindurch. Einmal eingestochen bleiben diese Stiche im Leder sichtbar, daher ist bei Leder ein Auftrennen in jedem Fall immer ungünstig.
Mit einer Ledernadel niemals normale Stoffe nähen; die geschliffene Spitze durchtrennt die Gewebefäden und führt so zwangsläufig zu Löchern.

Auch bei Leder gibt es unterschiedliche Nadelstärken. Hier gilt wieder: kleine Zahlen für z.B. feines, weiches Ziegenleder nutzen, große Zahlen für derberes Rinderleder.

  Wird viel Jeansstoff vernäht, lohnt sich auf Dauer auch die Anschaffung von Jeans-Nadeln. Sie besitzt eine mittlere Kugelspitze, die leichter durch feste, dicke Stoffe dringt ohne das Gewebe zu beschädigen. Da der Schaft der Nadel verstärkt ist kommt es beim Nähen zu einer geringeren Auslenkung der Nadel und so zu weniger Fahlstichen und Nadelbrüchen. Eingesetzt werden sie für Jeans, festgewebten Canvas und ähnlich feste Gewebe.

 

Die Nachstick- oder Topstitch-Nadel ist sicherlich eine Nadel, die nicht zwingend im Nähkästchen dabei sein muss, die aber sehr schöne Ergebnisse zeigt, wenn Nähte mit dickerem Garn abgesteppt werden sollen. Das Nadelöhr ist im Vergleich zu Universalnadeln besonders lang (2mm in allen Nadeldicken) und die Rille tiefer. So ist sie besonders durchlässig für Ziergarn und daher gut zu gebrauchen bei Crazy-Quilt Verzierungen, Arbeiten mit Knopflochseide und Nähen/Sticken mit Metallicgarnen.

Nadeln der Stärke 100 liefern gute Ergebnisse mit Wollstickgarn.

 

 

 

 

<—- Hier der Vergleich zwischen Topstitchnadel (links) und einer Universalnadel (rechts) gleicher Stärke

 

Öhrschlitz-Nadel, ein Segen für alle Weitsichtigen? Mit Sicherheit, denn das Nadelöhr hat in der Tat an der rechten Seite einen kleinen nach oben geneigten Schitz, so dass der Faden nur an der rechten Nadelseite heruntergeführt werden muss um dann durch den Schlitz ins Öhr zu gleiten. Das ist besonders von Vorteil, wenn bei einem Nähprojekt oft mit unterschiedlichen Farben genäht wird…das Einfädeln wird damit zum Kinderspiel.

Die Öhrschlitz-Nadel ist geeigent für alle gewebten Stoffe. Es gibt sie in der Stärke 80 und 90.

  Nicht nur besondere Stoffe benötigen die richtige Nadel, auch besondere Garne, wie z.B. Metallicgarne bedürfen einer speziellen Nadel. Bei der Metallic-Nadel ist das Öhr bei gleicher Nadelstärke besonders lang, so dass der Faden gut hindurchgleiten kann und keinen Schaden erleidet. Ideal geeignet für Spezial- und Effektfäden, besonders aber eben für Metallicgarne.
  Titanium-Nadeln zeichnen sich durch ihre extreme Härte mit einer längeren Haltbarkeit (angeblich 5x länger) aus. Daher liegt ihr Anwendungsbereich dort, wo höchste Ansprüche an das Nähprojekt gestellt werden. Titan-Quilt-Nadeln sind mit einer langen Spitze ausgestattet und eignet sich so perfekt zum Quilten und Zusammennähen mehrerer Stofflagen.

Durch die besondere Härte finden Titan-Nadel auch beim Sticken mit der Stickmaschine ihren Einsatzbereich. (siehe dazu auch „Nadeln für die Stickmaschine“)

 

Für Farbeffekte bei Zierstichen wurde diese Döppelöhr-Nadel entwickelt. Sie besitzt zwei übereinander angeordnete Öhre, die anders als beim Einfädeln zweier Fäden in ein Öhr, dafür sorgen, dass die Fadenfolge immer festgelegt ist.

Allerdings ist diese Nadel ein kleines „Sensibelchen“ und es ist bei der Anwendung einiges zu beachten:

– die Fäden sollten beim Einfädeln gegeneinander laufen, d.h. die beiden Garnrollen müssen so aufgestellt werden, dass sich bei der einen Rolle der Faden links, bei der anderen rechts herum abwickelt. So wird ein gegenseitiges Verwickeln der Fäden vermieden.

– die Fäden nach einander einfädeln, über der Nadel jedoch getrennt laufen lassen (dazu Bedienungsanleitung der Maschine beachten).

– den Zierstich immer erst in der kleinsten Breite ausprobieren, dann die Breite nach und nach erhöhen. Sollte es zu Fehlstichen kommen und der obere Faden nicht mitgefasst werden, so kann die Nadel in der Halterung etwas gesenkt werden (nicht mehr als 1 mm!!!). Dann vorsichtig mit dem Handrad ein paar Stiche testen, um Beschädigungen an Nadel und Maschine zu vermeiden. Treten immer noch Fehlstiche auf muss die Feinjustierung der Maschine überprüft werden (auch dazu die Bedienungsanleitung der Maschine zu rate ziehen).

 

Ob bei dieser Nadel der erzielte Effekt im Verhältnis zum betriebenen Aufwand steht muss jeder für sich selber testen;-)

  Viele der oben beschriebenen Nadel gibt es auch als Zwillingsausführung. Der Nadelabstand variiert zwischen 1,6 bis 4 mm, die Nadeldicke umfasst die Bereich von 70 bis 100.

Was beim Nähen mit Zwillings-Nadeln beachtet werden muss ist in dem Beitrag „Nähen mit der Zwillingsnadel“ ausführlich erklärt.

 

Neben den vielen Zwillings-Nadeln gibt es auch eine Universal-Drillingsnadel. Hier sind zwei Ausführungen im Handel, mit einem Nadelabstand von 2,5 mm und 3 mm. Beide Varianten in der Nadelstärke 80.

Wünschenswert wären hier sicherlich auch noch Ausführungen mit deutlich größerer Breite für tolle Jeans-Ziernähte und eine Ausführung für Jerseystoffe!

 

 

 

 

 

 

Wenn auch das Einfädeln etwas mühsam ist, so ist das Nähergebnis schon überzeugend. Hier kann mit unterschiedlichen Farben gespielt werden oder aber auch einfarbig tolle Kontraste bei den Nähten erzeugt werden.

Sogar ein schmal gestellter Zickzackstich ist möglich, dabei aber immer vorher mit dem Handrad testen, ob die Öffnung im Nähfuß für die Stichbreite groß genug ist!

 

 

 

Leider gibt es die Drillings-Nadel nicht als Ballpoint Ausführung, d.h. sie ist nur bedingt für dehnbare Stoffe geeignet. Daher sollte zuvor ein Test durchgeführt werden ob die Nadel im Stoff kleine Löcher hinterlässt.

Tipps zur Fadenführung beim Nähen mit Drillingsnadel finden sich im Beitrag Nähen mit der Zwillingsnadel im Abschnitt Nähen mit der Drillingsnadel weiter unten.

 

Auch Over- und Coverlockmaschine, sowei Stickmaschinen stellen Ansprüche an eine Nadel. Auch hier gibt es verschiedene Ausführungen die im Beitrag Nadeln für Overlock und Stickmaschine vorgestellte werden.