Nähen mit der Zwillingsnadel
Beim Nähen mit der Zwillingsnadel wird die Naht mit zwei Oberfäden und einem Unterfaden gebildet. Dadurch, dass die Fadenführung durch die zwei Nadeln vorgegeben wird entstehen zwei akkurat parallel verlaufende Nähte, was dem Genähten ein besonders professionelles Aussehen gibt.
Ein weiterer Vorteil ist: Werden bei dehnbaren Stoffen (Jersey, Nicky, Sweat usw.) die Säume mit der Zwillingsnadel genäht bleiben sie schön elastisch und die Naht reißt nicht aus.
Beim Nähen mit der Zwillingsnadel ist das Zusammenspiel von Stoff, Nadel und Ober-/Unterfaden nicht immer ganz einfach, daher gibt es einige Dinge zu beachten.
Ganz wichtig ist zunächst: Die Nadel muss zum Stoff passen. D.h. wird ein dehnbarer Stoff vernäht MUSS mit einer Stretchnadel genäht werden. Eine andere Nadel würde auf Dauer zu unschönen Löchern und wenig ansehnlichem Ergebnis führen. Die Auswahl der Breite, also wie weit die Nadeln auseinanderstehen, bleibt Geschmackssache. Für Stretchstoffe sind die gängigsten Nadel 2,5mm und 4 mm breit. Für nicht dehnbare Stoffe reicht die Breitenauswahl von 1,4mm bis 6 mm.
Zwillingsnadeln sind so aufgebaut, das zwei Nadel in entsprechendem Absatnd in einem kleinen „Balken“ angebracht sind, aus dem mittig der Flachkolben zur Befestigung herausragt. Somit wird die Zwillingsnadel, wie von der einfachen Nadel gewohnt, in die Halterung geschoben und festgeschraubt.
Zum Nähen werden nun zwei Oberfäden benötigt. Die meisten Nähmaschinen besitzen inzwischen einen weiteren Garnhalter zum Aufstecken oder Herausziehen. Näheres ist sicher in der Anleitung der Nähmaschine zu finden. Sollte die Nähmaschine keinen weiteren Garnhalter besitzen, so kann man sich auch mit einem Garnkonenständer, der hinter der Nähmaschine aufgestellt wird, behelfen. In allergrößter Not erfüllt auch ein mit Klebeband gut befestigter Bleistift seinen Zweck.
Beide Fäden werden zunächst gemeinsam durch die übliche Fadenführung geführt. Ob man dabei beide Fäden zusammen oder nacheinander einfädelt ist egal, wichtig ist nur, dass sie glatt durch die Fadenführung laufen ohne irgendwo Schlaufen gebildet zu haben. Vor dem Einfädeln ist es jedoch wichtig, dass die Fäden getrennt und separat zu „ihrer“ Nadel geführt werden. Meist befindet sich dazu oberhalb der Nadelhalterung rechts und links ein Häkchen, in die die Fäden eingehakt werden müssen…rechts für den rechten Faden, links für den linken (siehe Pfeil!). Auch darüber sollte die Nähmaschinenanleitung Auskunft geben.
Das Einfädeln der Nadeln muss leider von Hand geschehen, auch wenn die Maschine über einen automatischen Nadeleinfädler verfügt.
GANZ wichtig beim Nähen mit der Zwillingsnadel ist die Stellung der Nadel. Die Nadelstange MUSS immer in der Mitte stehen, da sonst die Nadel auf das Füßchen bzw. die Nadelplatte stoßen würden und so zu Bruch geht. Also vor dem Nähen immer nochmal die Nadelposition kontrollieren.
Damit die Naht bei dehnbaren Stoff auch schön elastisch bleibt sollte der Unterfaden der genähten Naht in einer Zickzacklinie verlaufen. Evtl. ist es dazu nötig die Oberfadenspannung etwas höher zu stellen. Am besten macht man dazu zunächst auf einem Probeläppchen ein paar Versuchsnähte bis die richtige Einstellung und damit die optimale Dehnfähigkeit der Naht herausgefunden ist.
Von rechts sollte die genähte Naht schön flach verlaufen:
Von der linken Seite sind die Oberfäden nur minimal zu sehen und in der Mitte verläuft der Unterfaden in kleinen Zickzack-Schlingen hin und her und verleiht so dem Nähstück seine Dehnfähigkeit.
Auch bei nicht dehnbaren Stoffen führt das Nähen mit der Zwillingsnadel zu einem professionellen Look. Bei Jeansstoffen kann man z.B. mit der Zwillingsnadel Stärke 100 und Breite 6mm die typisch, klassischen Steppnähte erzielen.
Unten im Bild die Doppelnaht mit einfachem Geradstich, oben die etwas derbere Ziernaht mit dreifachem Geradstich mit etwas längerer Stichlänge.
Aber nicht nur der professionelle Look überzeugt, auch das lästige zweifache Absteppen bleibt erspart.
Ganz wichtig aber auch hier…die Nadel immer nur in der mittleren Position belassen…weitere Zierstiche, bei denen die Nadel sich nach rechts und links bewegt sind nicht möglich.
Bei Zwillingsnadeln mit einem kleinen Nadelabstand kann man vorsichtig auch Zeirstiche ausprobieren. Dazu aber immer erst ein paart Stiche mit dem Handrad testen, ob die Nadel mit der gewählten Stichbreite nicht doch auf das Nähfüßchen trifft.
Nähen mit der Drillingsnadel
Beim Nähen mit der Drillingsnadel ist ein wenig Kreativität gefragt, denn über einen dritten Garnhalter verfügen die wenigsten Nähmaschinen. Also behilft man sich entweder mit einem Garnständer der hinter der Nähmaschine steht oder man klebt kurzerhand einen Bleistift oder Schraubenziehen an die Nähmaschine auf den die Garnrolle (oder wie im Bild unten eine Spule) aufgesteckt wird.
Weiterhin bleibt zu klären wie die Fäden bis zur Nadel eingefädelt werden sollten. Auch hier gilt gleiches wie beim Nähen mit der Zwillingsnadel: Kurz vor dem Einfädeln müssen alle drei Fäden getrennt werden um ein Verschlingen zu vermeiden.
Dabei läuft ein Faden rechts in der Halterung, einer links in der Halterung und der mittlere Faden liegt vor der Nadel:
Was die Einstellung von Ober- und Unterfadenspannung betrifft, muss gleiches wie bei der Zwillingsnadel beachtet werden.
So sind auch mit der Drillingsnadel tolle Ergebnisse zu erzielen.
Leider gibt es die Drillings-Nadel nicht als Ballpoint Ausführung, d.h. sie ist nur bedingt für dehnbare Stoffe geeignet. Daher sollte zuvor ein Test durchgeführt werden ob die Nadel im Stoff kleine Löcher hinterlässt.
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