Schnittänderungen
EIN Schnittmuster passend für alle kann es nicht geben. Dazu sind wir Menschen nun mal zu unterschiedlich. Woran erkennt man aber nun, ob der Schnitt passen wird oder nicht?
Alle Farbenmixschnitt haben einen Vortext, der Einiges über die Passform aussagt.
Bei sehr schlanken Kindern wird geschaut ob die Weite anzupassen ist oder eine Nummer kleiner gewählt und leicht verlängert werden kann. Wenn beides nicht oder nur sehr umständlich geht, sollte dieses Schnittmuster besser nicht gekauft werden.
Bei kräftigeren Kindern sollte sich die Weite leicht vergrößern oder die Länge kürzen lassen, ansonsten das Geld lieber sparen.
Bei Kindern wird das Schnittmuster in erster Linie nach der Körpergröße ausgesucht und gegebenenfalls in der Länge oder Weite angepasst.
Beispiel:
Zwei Kinder, beide annähernd gleich groß
Kind 1 | Kind 2 | |
Körpergröße | 156 cm | 158 cm |
Oberweite | 72* | 87* |
Vorderlänge | 54 | 56 |
Schulterbreite | 9 | 12 |
Ärmellänge | 60 | 64 |
*Für die Oberweite werden noch 6 cm Bequemlichkeitszugabe hinzugefügt
Würde bei Betrachtung der Maßtabelle eines Shirts (hier z.B. Xater) nur die Körpergröße berücksichtigt, ergäbe sich folgende Problematik:
Für Kind 1 wäre das Shirt in Gr. 158/164 selbst in der schmalen Version mit 89 cm Oberweite noch sehr weit. Denn inkl. 6 cm Bequemlichkeitszugabe ergäbe sich ein benötigtes Maß von 78 cm. Für Kind 1 wäre daher sicher die schmale Version in Gr. 146/152 mit einer Oberweite von 81 cm ausreichend.
Betrachten man nun die weiteren Maße:
Ein Shirt in der schmalen Version für Kind 1, was knapp über der Hüfte enden soll, müsste eine Vorderlänge von 54 cm haben. Daher würde die Länge von 53 cm fast schon ausreichen, da Kinder aber bekanntlich ein recht schnelles Längenwachstum haben, geben wir auch hier ein wenig Spielraum und übernehmen zunächst das längere Maß von 59 cm, was später ja nach Anprobe noch gegebenenfalls gekürzt werden kann. Die Schulterbreite wird mit knapp 8 cm angegeben und stimmt daher mit dem gemessenen Maß überein, da ja auch noch ein Halsbündchen von ca. 2 cm berücksichtigt werden muss. Würde man jedoch die schmale Version in Gr. 146/152 zuschneiden, so ist das kürzere Schultermaß bei der Armlänge zu berücksichtigen, da die Armkugelnaht dadurch ja ein wenig höher auf der Schulter sitzt. Die Armlänge wurde mit 60 cm ermittelt. Unter Berücksichtigung der noch zu ergänzenden Armbündchen von 5,5 cm, wäre die Armlänge der Gr. 148/152 mit 52,5 cm zu kurz, hier muss also das Maß der nächst größeren Größe gewählt werden.
Für Kind 2 wäre das Shirt in Gr. 158/164 in der schmalen Version mit 89 cm viel zu knapp. Denn die Oberweite inkl. 6 cm Bequemlichkeitszugabe ergäbe ein benötigtes Maß von 93 cm. Sieht man sich das Oberweitenmaß in der Zeile für die weite Version an, so wären die angegebenen 101 cm sicher ausreichend, man könnte sogar überlegen die nächst kleinere Größe zu wählen, bei dem die Oberweite genau 93 cm beträgt.
Betrachtet man auch hier die weiteren Maße, muss man folgende Überlegung anstellen:
Ein Shirt in der weiten Version für Kind 2 müsste in der Länge 56 cm habe, da wären sicher die 59 cm der Größe 146/152 ausreichend. Kind 2 hat mit 12 cm sehr breite Schultern, so dass hier die Armkugelnaht auch hier etwas höher auf der Schulter sitzt, was bei der Armlänge bedacht werden muss. Die gemesse Armlänge beträgt 64 cm; bei der angegebenen Länge von 56,5 cm zuzüglich Bündchen von 5,5 cm und unter der Berücksichtigung der sehr breiten Schultern wäre hier die Armlänge der Größe 170/176 anzuhalten.
Fazit der Berechnung:
Für Kind 1 käme dieser Schnitt in der schmalen Version in Gr. 146/152 in Frage, wenn bei der Vorder- und Armlänge die Maße von Gr. 158/164 übernommen werden.
Für Kind 2 muss der Schnitt in der weiten Version genäht werden. Um ein bisschen Größenwachstumsreserve zu haben wäre es hier sicher sinnvoll Gr. 158/164 zu wählen und es in der Länge ein wenig zu kürzen, aufgrund der sehr breiten Schultern des Kindes müssen die Ärmel verlängert werden.
Wichtig dabei ist immer auch, den Vortext des Schnittmusters im Hinterkopf zu behalten: Wie soll es sitzen, eher körperbetont oder eher lässig?
Schnittänderungen Erwachsene
Bei Schnittmustern für Erwachsene ist dies völlig anders! Hier werden die Schnitte in der Regel nach der Weite ausgesucht.
Bei Oberteilen ist hier die Brustweite ausschlaggebend, bei Hosen und Röcken richtet man sich in erster Linie nach der Hüftweite. Zunächst schaut man sich also die Maße seiner bekannten Konfektionsgröße in der Maßtabelle des Schnittmusters an. Danach erfolgt der Abgleich mit den ermittelten Werten vom Maßnehmen am eigenen Körper.
Bei Oberteilen wird nun geschaut ob das gemessene Maß der Brustweite dem Maß des Schnittmusters entspricht. Falls nicht, so muss eine Größe größer oder kleiner gewählt werden.
Bei Hosen und Röcken wäre das gemessene Hüftmaß mit dem im Schnitt angegebenen abzugleichen. Alle anderen Maße wie Taillenweite, Hosen-/Rocklänge werden dann entsprechend den ermittelten Maßen angepasst.
Solange man nun dem „Normmaß“ entspricht ist das Nähen für Erwachsene recht unproblematisch, nur WER entspricht schon der Norm. Recht einfach lassen sich Schnitte noch in der Länge ändern.
Aber die „Formen“ der Erwachsenen weisen eben auch erheblich mehr Differenzen auf als bei Kindern. Der größte Umfang sitzt an den Schultern ODER im Brustbereich ODER am Bauch ODER an den Hüften, es gibt starke Oberarme, aber auch Wespentaillen.
Daher MUSS jeder Schnitt für einen Erwachsenen an die entsprechende Person anpasst werden.
Dies ist völlig normal und bei allen Schnittmusterherstellern so. Dazu kommen dann noch die unterschiedlichen “Wohlfühlweiten”, der eine mag’s figurbetonend schmal, der andere liebt die “5 Kilo rauf-5 Kilo runter”- Variante, der dritte mag es immer leger im Zwiebellook…., trotzdem tragen alle die gleiche Konfektionsgröße
Aber wie anpassen?
Auch hier ist in der Regel der Vortext aufschlussreich. Wenn dort steht “körpernah”, sollte man als “Bauchtyp” oder “Muskelmann” vielleicht lieber verzichten, oder muss eben mit größeren Anpassungen rechnen.
Generell ist es empfehlenswert ein Probeteil aus billigem Stoff zu nähen und anzuprobieren. Dann ist gut sichtbar, wo es kneift oder schlabbert. An diesem Modell werden dann alle Änderungen abgesteckt, mit einen Faden geheftet, nochmal anprobiert bis man zu einem guten Ergebnis gekommen ist. Vielleicht ist auch noch ein weiteres Probemodell erforderlich.
Soviel Aufwand?
Ja, es ist etwas Aufwand, aber dafür hat man am Ende dann das perfekt passende Modell, in dem man sich wirklich wohlfühlt. Und nach diesem Schnitt können dann leicht mehrere Lieblingsteile genäht werden.
Hat man seine Lieblingsshirtform angepasst, näht man sie gerne in vielen Variationen von Farben, Ärmellösungen, Ausschnitten und Verzierungen und weiß immer: das Shirt passt und sitzt so, wie man es mag!
Aber auch beim Ändern sind einige grundlegenden Regeln zu beachten. So kann ein Ärmel z.B. nicht einfach nach unten verlängert werden, da er sonst am Handgelenk zu eng würde. Ähnliches gilt für eine nach unten hin schmal auslaufende Hose.
Die wichtigste Schnittänderung sind:
Längenänderung
Ärmeländerungen
Schulterschräglage
Für figurbedingte Änderungen (z.B. flacher und dicker Bauch, schmale Taille/breite Hüfte, Brustabnäher verlegen) gibt es auch diverse Änderungsmöglichkeiten. In dem Buch „Nähen leicht gemacht“ von Burda wird darauf ausführlich eingegangen und gut erklärt
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