Was für eine Nähmaschine braucht der Nähanfänger?

Eine Nähmaschine für Anfänger sollte leicht bedienbar sein, sauber, zuverlässig und ordentlich nähen, mit den unterschiedlichsten Stoffen umgehen können und bei einer falschen Einstellung nicht gleich aufgeben. Sie sollte einen Langsam-Näh-Modus haben, damit Anfänger gut den Überblick behalten und über eine sehr gute Anleitung bzw. Handbuch verfügen.

Sicher bleibt sie bei den Gelegenheitsnähern nicht immer aufgebaut, so darf sie nicht zu schwer sein. Außerdem kann ihr Zubehör gut verstaut werden.

Leicht dehnbare Jerseys sollte sie genauso vernähen wie mitteldicken Fleece. Sie sollte viele Nutzstiche, einige Elastikstiche und evt. noch ein paar Zierstiche nähen können.

Wenn sie dann noch leicht zu reinigen ist und die Anleitung Hilfe bei kleinen Problemchen bietet, kann sie sogar zur Maschine fürs Leben werden. Viele Hobbyschneiderinnen haben ganz ganz lange mit ihrer ersten Maschine genäht und an ihr viel Freude gehabt.

Eine schlechte Nähmaschine führt zu ungleichmäßigen Nähergebnissen, viel Frust und letztlich zur Aufgabe. Nicht selten heißt es dann: „Ich kann es nicht!“ und in Wirklichkeit ist die Maschine unzureichend 🙁

Gerade deshalb lohnt es sich, beim Maschinenkauf genau hinzuschauen und sich beraten zu lassen!

 

Nähmaschinentest untere Preisklasse

In der Preisklasse um 200 Euro gefielen mir die BERNINA Bernette 56 „Fun-Style“
 

und die BROTHER XL 5500 Special Edition am besten:

Sie sind nicht oder nur ganz minimal teurer als eine Discounter-Maschine.

Beide Maschinen haben eine moderne Optik, wobei die BERNETTE mit dem großen rot-orange Oval auffälliger ist. Auch mit etwas Näherfahrung sollte die Bedienungsanleitung lieber durchgeschaut werden. Bei der BERNETTE ist diese relativ unübersichtlich, da sie für mehrere Maschinen gilt und weniger Skizzen und Bilder enthält. Trotzdem ist alles erklärt und nach 2 bis 3 Stunden ist die Bedienung klar, sind die ersten Probestiche gemacht und das richtige Nähen kann beginnen.

Die Anleitung der BROTHER gilt ebenso stellenweise für 2 Modelle und ist knapp gehalten, aber sehr übersichtlich mit vielen Bildern und Skizzen gestaltet. Die absoluten Nähanfänger finden sogar hilfreiche Hinweise zu verschiedenen Nähtechniken. Auch über die sehr übersichtlichen Seiten zur Problembehebung wird gerade der Nähanfänger bald sehr froh sein.
 

Beide Maschinen sind leicht einzufädeln und haben eine für den Hausgebrauch ausreichende Anzahl von Stichen. Selbst der 3-fach-Zickzack, der 3-fach-Geradstich und der 3-geteilte Zickzack sind bei beiden Maschinen nähbar.

Die wichtigsten Nutzstiche sind leicht einstellbar, die meisten auch in der Breite zu variieren. Beide Maschinen verfügen über gute Elastikstiche und einige Zierstiche. Das Einstellen dieser ist bei der BROTHER etwas übersichtlicher, komfortabler und bietet mehr Möglichkeiten. Eine ganz ausführliche Tabelle ist ebenfalls im Handbuch zu finden. Auch die Rückwärtsautomatik sitzt in handlicherer Höhe, aber daran haben sich die Finger auch schnell gewöhnt.
Gegenüber teureren Maschinen nähen sie etwas lauter, sind aber nicht klapprig. Während die BERNETTE insgesamt lauter läuft, hatte, zumindest die getestete BROTHER, einen höheren Anfangswiderstand zu überwinden, ratterte dann aber leiser weiter. Auch Nähmaschinen nähen sich ein und laufen, wie Autos nach dem Einfahren, später „runder“ laufen.

Dünne bis dicke Stoffe werden von beiden Maschinen prima transportiert und sauber vernäht. Leicht elastische Materialien, wie auch unebene Stoffe bereiten keinerlei Probleme. Lediglich ganz leichte Fähnchen und sehr dehnbare Stoffe verursachen bei beiden Maschinen Transportprobleme.

Knopflöcher sind in 4 Schritten fix und ordentlich genäht. Reißverschlüsse lassen sich einnähen und die BROTHER bringt sogar den Knopf-Annäh-Fuß mit. Die BERNETTE hat hingegen den Fuß für die Nahtverdeckten Reißverschlüsse dabei. Ansonsten kommen beide Maschinen mit der üblichen Grundausstattung, welche sich in dem anschiebbaren Nähtisch unterbringen lässt.

Praktisch ist zum Nähen von Hosenbeinen und Ärmeln der Freiarm beider Maschinen.

Beide Maschinen sind wartungsarm, trotzdem sollten die Fadenwege und die Spulenkapsel entsprechend gereinigt werden. Diese sind jeweils gut mit ein paar Schraubenumdrehungen zu erreichen.

Zusätzliches Zubehör ist nicht nötig, ggf. sind ein paar zusätzliche Unterfadenspulen nützlich.

Testübersicht

Eigenschaft/Funktion

BERNINA Bernette 56

BROTHER XL 5500

Anleitung

unübersichtlich, da für mehrere Maschinen gültig

Mittelmäßig, auch für mehrere Maschinentypen ausgelegt, viele Skizzen

Einarbeitungszeit

2 bis 3 Stunde

1 Stunde

Nähgrundlagen

werden kaum erklärt

übersichtliche Skizzen

Langsamnähen

nein

nein

Lautstärke

mittel

Anlaufen laut, ansonsten ruhig

Freiarm

ja

ja

Knopflöcher

In 4 Schritten leicht nähbar, unbedingt verstärken

In 4 Schritten leicht leicht und ordentlich zu nähen

Stiche

19, inkl. 4 reine Zierstiche, mehrere Elastikstiche

25, inkl. 3 reine Zierstiche, mehrere Elastikstiche

Einfädeln/Einfädelautomatik

Übersichtlich/ja

Übersichtlich/ja

Stichbreite

regelbar

leicht einstellbar

Oberfadenspannung

ja

ja

Problembehebung

Ungenügend für Anfänger

Ausführliches Diagramm

Werkzeug und Zubehör

Im Anschiebetisch verstaubar

Im Anschiebetisch verstaubar

Gewicht

leicht

leicht

FAZIT

Die Maschinen bieten ungefähr gleich viel.

Absoluten Nähanfängern würde ich aber die BROTHER aufgrund der besseren Anleitung und der etwas übersichtlicheren Bedienung empfehlen.

Mit beiden Maschinen lassen sich alle unsere Schnittmuster nähen, Applikationen steppen und die haushaltsüblichen Dinge wie Gardinen umnähen oder Flickarbeiten erledigen.

Falls später mal mehr Zierstiche gewünscht werden, können beide sicher gut wiederverkauft werden, da es sich um namenhafte Markenmaschinen handelt.

Beide Maschinen sind also auch schöne praktische Geschenke für Mädchen ab 10 Jahren!

 


Ärgerlich finde ich persönlich, dass es gerade bei den günstigen  Maschinen keine mit Langsam-Nähmodus gibt und dass an den Anleitungen gespart wird. Gute, ausführliche Anleitungen sind eigentlich ein MUSS für jeden Nähanfänger. So kann ich nur die Empfehlung geben, sich zusätzlich ein Nähbuch mit Grundlagenwissen zu kaufen.

Trotzdem macht es Sinn, sich auch im unteren Preissegment für eine zuverlässige Markenmaschine zu entscheiden. Der Preisunterschied zu der Maschine aus dem Discounter ist gering. Dort gibt es zwar auch manchmal Markenmaschinen unter anderem Namen, aber wer weiß schon, woran gespart wurde? Dafür bekommt man mit der Marke und beim Nähmaschinenhändler nicht nur meist die bessere Maschine, sondern auch den guten Service! Letztlich ist sie auch einfach wieder zu verkaufen, wenn einem das Nähen so gar nicht gefällt, oder so gut, dass mehr Nähluxus gewünscht wird!

Lieben Dank an die Firma naehpark.com für das Ausleihen der Maschinen.